(Gerissene Krümmer beim X20XEV- Ursache und Abhilfe wurde bisher 19787 mal gelesen ... Druckversion)
Erfahrungswerte und Erklärungen dazu vom User AngusII:
Ich fahre selbst einen X20XEV und kenne das leidige Krümmerthema damit sehr
gut. Gleichzeitig arbeite ich bei einem Motorenhersteller in der Entwicklung,
und ratet mal, was ich da mache: Richtig, Abgaskrümmer. Eigentlich ein
undankbares Teil, aber dadurch habe ich einiges besser verstanden von den ganzen
XEV-Problemen.
Folgendes muss man unterteilen:
-Abreißen von v.a. äußeren Stehbolzen bei den XEV-Krümmern
-Verziehen des Krümmers
-Risse im Krümmer selbst
Also zuerst mal zu den Stehbolzen: Diese sind original aus völlig ungeeignetem
Material. Ich habe selbst früher bei Opel gelernt und es werden laut Teilenummer
wirklich die Stehbolzen vom Saugrohr (an ZK) verwendet. Die sind aber völlig
ungeeignet, da sie bei Hitze verspröden. Habe vergütete warmfeste Stehbolzen in
meinem XEV drin und seitdem ist kein Bolzen mehr abgerissen.
Das Verziehen des Krümmers ist eine Folge der sich längenden bzw. dann
abreissenden Stehbolzen . Wenn der Krümmer sich aufheizt, dehnt er sich aus bzw.
will das. Wie das im Einzelnen aussieht, hängt von der Geometrie ab. In unserem
Fall würde ich sagen, er versucht, eine Banane zu machen, allerdings mit den
Enden nach außen, also entgegengesetzt zu der bekannten Form beim Abbauen.
Gleichzeitig wird das Material bei über 550°C aber langsam weich (habe mal mit
einem Thermoelement nachgemessen: Die maximale Abgastemperatur beträgt so ca.
850°C, was ganz gut zu Erfahrungswerten passt). Dadurch baut sich der Zwang zum
Ausdehnen teilweise im Material ab durch die sinkende Streckgrenze (der Krümmer
staucht sich gewissermaßen), sodass der Krümmer annäherend(!) spannungsfrei wird
und gerade bleibt (Anmerkung: Deshalb werden Motoren mit gerissenen Stehbolzen
und kalt krummen Krümmer auch wieder leise, sobald sie heiß sind->Krümmer dehnt
sich aus und wird wieder eben).
Wenn der Krümmer jetzt wieder abkühlt, will er sich wieder zusammenziehen. Dabei
will er dann die bekannte Banane in die andere Richtung annehmen, d.h. seine
Ohren seitlich wegziehen (so wie er oft aussieht, wenn Stehbolzen abgerissen
sind). Wenn er stabil angebunden ist, gelingt ihm das aber nicht, und er bleibt
annäherend gerade.
Der Krümmer selbst ist aus minderwertigem Material (Kugelgrafitguß mit Silizium
und Molybdän, genannt GGV SiMo). Das ist sehr beliebt bei allen Herstellern,
weil es sehr viel billiger ist als gutes Material (normalerweise Nickelstahlguß->
sehr teuer wegen Nickelanteil bis 30%). Bei Dieselmotoren geht es meist gerade
noch so, aber bei Benziner-Abgastemperaturen geht es gnadenlos in die Knie. Naja,
wenn GM so ca. 10 Euro an einem Krümmer sparen konnte (über so Größenordnungen
reden wir da aus Erfahrung), haben sie es bestimmt gerne gemacht. Ich behaupte
aber, dass kein einziger Dauerlaufmotor mit heilem Krümmer rausgekommen sein
kann. Ich weiß, wovon ich rede.
Gleichzeitig hat der Krümmer auch noch zwei konstruktive Probleme: Das
Abdeckblech ist bestimmt gut für das Kataufheizen und Kaltstartemissionen, aber
Gift für den Krümmer. Ich kenne Messungen an unseren Motoren, dass das bis zu
100°C Materialtemperatur ausmachen kann.
Weiterhin hat der Krümmer zwei Führungslöcher, d.h. zwei Bohrungen, wo er auf
den Stehbolzen fixiert ist. Das ist grober Unfug und führt dazu, dass der
Krümmer beim Ausdehnen noch an die Bolzen anstößt.
Es gibt aber auch eine gute Nachricht: Die seit einiger Zeit erhältliche
Krümmermetallsickendichtung (von Elring) ist um Welten besser als der alte
Feststoffmist, und die kann auch in einem gewissen Maß Verzüge aufnehmen, sodass
der Krümmer nicht gleich undicht wird.
Also Zeit für ein kleines Fazit und ein paar Tipps:
- Hitzeschutzblech wegwerfen. Das hilft definitiv. Fahre schon lange so
rum, und es ist auch nichts in der Nähe, was brennen könnte. Der C20XE hatte
auch kein Schutzblech am Fächerkrümmer (übrigens das Beste, was es gibt an
Krümmer, aber eben laut, teuer und schlecht für Kaltstartemissionen, also heute
leider kaum noch verwendet ab Werk).
- Eines der beiden Führungslöcher aufbohren auf min. 10mm, besser 11.
- Metallsickendichtung verwenden. Ist nicht ganz billig (22 Euro bei ATU), aber
ist ihr Geld wert
- Warmfeste Stehbolzen verwenden. Die bekommt man z.B. bei VW unter der
Teilenummer N90188901, also 10 Stück für 13 euro -
http://www.calibra-a.de/kruemmerschraube
(traue mich kaum, es zu sagen, aber so ist es und die passen).
Die müssen an zwei Punkten hinter der Blowbysteigleitung leicht abgeflext
werden, da sie zu lang sind und der Krümmer dann nicht mehr drüber geht bei
dessen Einbau.
Weiterer kritischer Aspekt -> Die Sekundärlufteinblasung:
Direkt nach dem Start (bei kaltem Motor und Außentemperatur, allerdings
kenne ich die Schaltschwellen nicht genau) ging die Abgastemperatur direkt auf
über 700°C. Ich dachte schon, die Karre brennt ab, und das im Leerlauf. Aber
dann habe ich auch an die Einblasung gedacht und siehe da: Nach Abschalten der
Pumpe fiel die Temperatur auf 350°C ab. Ist also auch nicht ohne für den
Krümmer, v.a. weil es so schnell geht.
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