Die Einspritzanlage
Der OPEL CALIBRA-Motor ist mit einer elektronischen Einspritzanlage ausgerüstet.
Bei den 2,0-/2,5-I-Motoren kommt eine Mehrstelleneinspritzung (Motronic/Simtec)
zum Einsatz kommt. Beide Einspritzsysteme basieren auf demselben Grundsystem
einer elektrisch geregelten intermittierenden, also stoßweisen, Einspritzung.
Dabei handelt es sich um ein kombiniertes Zünd- und Einspritzsystem mit
nur einem Steuergerät. In diesem Kapitel wird hauptsächlich auf den
Einspritzteil des Systems eingegangen.
Die Elektronik im Steuergerät erkennt Fehler im Einspritz-
und Zündsystem, wie zum Beispiel defekte Sensoren, abgefallene
Kabelstecker oder Wackelkontakte. Diese Fehler werden sofort nach
dem erstmaligen Auftreten in einem Fehlerspeicher
gespeichert. Gleichzeitig leuchtet im Schalttafeleinsatz die Motorkontrolleuchte
auf und zeigt an, daß ein Fehler gespeichert wurde. Tritt
ein Fehler nur einmal auf, zum Beispiel bei einem Wackelkontakt,
erlischt die Kontrolleuchte wieder, der Fehler bleibt jedoch im
Steuergerät gespeichert. Nach Beendigung der Fahrt kann der
Fehlerspeicher des Steuergerätes mit einem Diagnoseschlüssel
abgerufen werden.
Achtung: Wird die Batterie länger als 10 Sekunden
abgeklemmt, dann werden alle gespeicherten Fehler gelöscht.
Ebenfalls gelöscht wird ein Fehler, wenn er bei 20 aufeinanderfolgenden
Motorstarts nicht mehr festgestellt wird.
Alle Einspritzsysteme sind langzeitstabil und wartungsarm. Reparaturen an den
Gemischbildnern sind also äußerst selten.
Motronic
Der 115-PS-Motor ist bis 8/89 mit der der Motronic ML4.1 und seit 9/89 mit
der Motronic M1.5 ausgerüstet. Im 16-Ventil-Motor dagegen wird die Einspritzung
bis 8/92 durch die Motronic M2.5 gesteuert. Ab 9/92 kommt die Motronic M2.8
zum Einsatz, während der Turbomotor die Motronic M2.7 besitzt.
Der Kraftstoff wird aus dem Kraftstoffbehälter von der
elektrischen Kraftstoffpumpe angesaugt und über den Kraftstoffilter
zum Verteilerrohr und dann zu den Einspritzventilen gefördert.
Ein Druckregler am Verteilerrohr sorgt dafür, daß der
Druck im Kraftstoffsystem gleichbleibend 2,0 +/- 0,2 bar (ML4.1
und M1.5) beträgt. Die Einspritzventile werden elektrisch
angesteuert und spritzen den Kraftstoff intermittierend, also
stoßweise, in das Ansaugrohr vor die Einlaßventile.
Die Luftmenge wird vom Motor über Luftfilter und Sammelsaugrohr
angesaugt und vom Luftmengenmesser gemessen. Im Gehäuse des
Luftmengenmessers befindet sich eine Stau- klappe, die von der
Luftströmung in eine bestimmte Stellung ausgelenkt und gehalten
wird. Die Winkelstellung der Stauklappe dient als Maß für
die durchströmende Luftmenge. Über ein mit der Stauklappe
verbundenes Potentiometer werden entsprechende Signale an das
Steuergerät übermittelt.
Das Steuergerät regelt entsprechend der gemessenen Luftmenge
und der jeweiligen Motordrehzahl die Einspritzzeit und dadurch
die Einspritzmenge. Bei längerer Öffnung des Einspritzventils
wird mehr Kraftstoff eingespritzt. Zusätzliche Fühler
und Geber sorgen auch in extremen Fahrsituationen für die
richtig bemessene Kraftstoffmenge.
- Motronic ML4.1: Der Drosselklappenschalter sitzt direkt an
der Drosselklappenwelle. Er übermittelt dem Steuergerät
die Leerlauf- und die Vollaststellung der Drosselklappe. Dadurch
wird insbesondere die Schubabschaltung gesteuert, denn solange
der Leerlaufkontakt des Schalters geschlossen ist und gleichzeitig
die Drehzahl über einem bestimmten Wert liegt, wird vom
Steuergerät die Kraftstoffzufuhr für den Motor gesperrt.
Bei der Motronic M1.5 sorgt ein Drosselklappenpotentiometer für
die Übermittlung der Drosselklappenstellung an das Steuergerät.
- Das Kraftstoffpumpenrelais befindet sich im Relaiskasten
hinter dem linken Federbeindom. Es versorgt die Kraftstoffpumpe
mit Strom. Eine Sicherheitsschaltung unterbricht die Stromzufuhr,
sobald keine Zündimpulse mehr erfolgen, zum Beispiel wenn
der Motor abgewürgt wurde.
- Der induktive Impulsgeber sitzt seitlich im Motorblock. Er
übermittelt die Drehzahlinformation an das Steuergerät
der Einspritzanlage.
- Die Lambda-Sonde (Sauerstoffsensor) mißt bei Fahrzeugen mit geregeltem
Katalysator den Sauerstoffgehalt im Abgasstrom und schickt entsprechende Spannungssignale
an das Steuergerät. Daraufhin verändert das Steuergerät das
angesaugte Kraftstoff-/Luftverhältnis, so daß die Abgase im Katalysator
optimal nachverbrannt werden.
- Das elektronische Steuergerät befindet sich im rechten
Fußraum hinter einer Kunststoffverkleidung.
- Der Leerlaufsteller reguliert die Leerlaufluftmenge unter
Umgehung der Drosselklappe. Dadurch wird eine gleichbleibende
Leerlaufdrehzahl erreicht, unabhängig davon, ob gerade Zusatzverbraucher,
wie etwa Servolenkung oder Kältekompressor, eingeschaltet
sind. Angesteuert wird der Leerlaufsteller vom elektronischen
Steuergerät der Einspritzanlage.
Motronic M2.5/M2.7/M2.8 im 16V-Motor
Die Motronic M2.7 basiert auf der Motronic M2.5 und ist an
die speziellen Erfordernisse der Abgasturboaufladung angepaßt.
Die Motronic M2.8 ist mit der Direktzündung (DIS) kombiniert.
In diesem Zusammenhang können Langzeitzündkerzen mit
einem Wechselintervall von 60.000 km verwendet werden.
- M2.5: Anstelle des Luftmengenmessers ist ein Luftmassenmesser
eingebaut. Der Luftmassenmesser hat folgende Vorteile: geringe
Baugröße, automatischer Ausgleich von Temperatur-
und Höheneinflüssen, keine beweglichen Bauteile und
daher geringer Verschleiß. Für die Luftmassenmessung
wird ein elektrisch erwärmter Hitzdraht durch die vorbeistreichende
Ansaugluft abgekühlt. Um die Temperatur des Hitzdrahtes
konstant zu halten, ändert sich der Heizstrom entsprechend
der angesaugten Luft. Anhand der Schwankungen des Heizstromes
erkennt die Motronic den Lastzustand des Motors und regelt dementsprechend
die Einspritzmenge. Um eine Verfälschung durch Verunreinigungen
zu vermeiden, glüht sich der Hitzdraht nach jedem Abschalten
des Motors automatisch frei.
M2.8: Anstelle des Hitzdrahtes ist ein elektronischer
Heißfilm-Sensor eingebaut. Hierbei entfällt das Freibrennen
nach Abschalten des Motors.
- Eine selektive Klopfregelung sorgt dafür, daß
der Zündzeitpunkt an der Klopfgrenze gehalten wird und automatisch
an die verwendete Kraftstoffqualität angepaßt wird.
Die Klopfregelung erlaubt eine hohe Verdichtung des Motors. Dadurch
kann die Energie des Kraftstoffes besser ausgenutzt werden, was
gleichzeitig zu einer Senkung des Kraftstoffverbrauchs führt.
Die Klopfregelung besteht aus dem Klopfsensor und der entsprechenden
Auswertelektronik. Durch die hohe Verdichtung eines Motors kann
klopfende Verbrennung eintreten, was auf die Dauer zu Motorschäden
führt. Um das zu vermeiden, ist ein Klopfsensor erforderlich,
der die falsche Verbrennung registriert und dafür sorgt,
daß die Zündung in Richtung spät verändert
wird. Der Klopfsensor sitzt am Motorblock und ist über eine
elektrische Leitung mit dem Steuergerät der Motronic verbunden.
Bei Ausfall des Klopfsensors verstellt das Steuergerät den
Zündzeitpunkt automatisch so weit in Richtung spät,
daß der Motor keinen Schaden nimmt. Das ist allerdings
mit einer Leistungsminderung verbunden, die ebenfalls eintritt,
wenn anstelle von unverbleitem Superbenzin (ROZ 95) bleifreies
Normalben- zin (ROZ 91) getankt wird.
- M2.7/M2.8: Anstelle des Drosselklappenschalters ist
ein Drosselklappenpotentiometer eingebaut. Es übermittelt
dem Steuergerät die exakte Stellung der Drosselklappe. Zur
exakten Temperaturerfassung der Ansaugluft ist im Drosselklappenkrümmer
ein Temperaturfühler eingebaut.
- Die Kraftstoffeinspritzung erfolgt sequentiell. Das heißt,
die Einspritzventile werden getrennt und dadurch einzeln angesteuert
und spritzen den Kraftstoff entsprechend der Zündfolge vor
die Einlaßventile des Motors. Durch die Wahl des Einspritzzeitpunktes
im Verhältnis zu den Öffnungszeiten der Einlaßventile
können Abgas- und Leistungsverhalten besser abgestimmt werden.
Außerdem spricht der Motor beim Beschleunigen schneller
an.
- M2.7: Das Steuergerät regelt über eingetaktetes
3-Wege-Ventil den Ladedruck des Turboladers.
- M2.7: Der Ladedruckfühler im Drosselklappenteil
ist über ein im Kabelbaum verlaufenden Kunststoffschlauch
direkt mit dem Steuergerät verbunden.
- M2.7: Bei eingelegtem 1. Gang/Rückwärtsgang
reduziert das Steuergerät den Ladedruck und damit das Motordrehmoment.
Der Kraftstoffdruck liegt bei ca. 3,0 bar, bis 1.91: 2,5 bar.
SIMTEC 56.1 im 136-PS-Motor
Die Simtec ist ein elektronisches Mehrstellen-Zünd- und
Einspritzsystem. Durch den Einsatz zusätzlicher elektronischer
Bauteile und Steuerungsmechanismen können Betriebswerte genauer
eingehalten sowie die Abgaswerte weiter gesenkt werden.
- Anstelle des Hitzdraht-Luftmassenmessers ist ein Heißfilm-Luftmassenmesser
eingebaut. Der elektronische Heißfilm-Sensor ermöglicht
eine höhere Meßgenauigkeit.
- Durch ein Verdampfungskontrollventil wird die Tankentlüftung
zusammen mit der Lambda-Regelung gesteuert.
- Ein Abgasrückführsystem verringert die Stickoxide.
Achtung: Bei Arbeiten an der Einspritzanlage ist auf
peinliche Sauberkeit zu achten. Vor der Demontage sind die entsprechenden
Teile mit Kaltreiniger zu säubern. Die Anlage steht unter
Druck. Deshalb ist vor dem Auswechseln von Teilen der Druck im
System abzubauen. Hierzu Kraftstoffleitung zwischen Kraftstoffpumpe
und Filter vorsichtig lösen. Beim Abziehen Lappen um die
Leitung legen.
Der Überdruck baut sich von selbst ab (ohne Lösen
der Leitung), wenn der Motor einige Stunden abgestellt ist.
Sicherheitshinweise zur Einspritzanlage
- Motor nicht ohne fest angeschlossene Batterie starten.
- Starthilfe nur mit 12-Volt-Batterie und Starthilfekabel geben,
keinen Schnellader verwenden.
- Nie bei laufendem Motor die Batterie vom Bordnetz trennen.
- Beim Schnelladen Batterie vom Bordnetz trennen.
- Bevor eine Prüfung der Einspritzanlage erfolgt, muß
gewährleistet sein, daß die Zündung in Ordnung
ist, d.h. Zündung und Kerzen müssen den Vorschriften
entsprechen.
- Bei Temperaturen über +80 C (Trockenofen), Steuergerät
ausbauen.
- Auf einwandfreien Sitz aller Anschlußstecker achten.
- Mehrfachstecker des Steuergerätes nicht bei eingeschalteter
Zündung abziehen oder aufstecken.
- Bei einer Kompressionsdruckprüfung Stromversorgung für
das Steuerrelais unterbrechen, dazu Kraftstoffpumpenrelais (Steuerrelais)
abziehen.