Berliner Kurier vom 14.01.2006
Unfall-Trümmer knallten in
das Kinder-Bett
Der Mond spiegelt sich in trügerischem Frieden auf
der feuchten Fahrbahn, während der dunkle Schatten näher kommt. Am
Kinderzimmerfenster der Familie K. Spiegeln sich die Scheinwerfer. Spätestens
hier macht Fahranfänger M. S. (18, im Leihwagen) den ersten Fehler. Es ist die
Kurve von der Barfusstraße in die Aroser Allee, die Reifen Des Ford Focus
brechen aus. Erst kracht die Stoßstange in den Zaun der Hausnummer 42. Dann
schlägt etwas mit zerstörerischer Wucht im Bett Des Kinderzimmer sein.
Dass ER erst vier Jahre alt ist, hat dem kleinen J.
K. Wahrscheinlich das Leben gerettet: Aus Angst vor der Dunkelheit schlief ER
bei seinen Eltern, als das Unglück passierte. Die Scherben Des Doppelglases, die
Wucht Des Unfallgeschosses – sie verschonten seinen dunklen Wuschelkopf. Seine
Mutter stand gestern immer noch unter Schock. Sie zittert und kann so viel Glück
im Unglück nicht fassen.
Eine Nachbarin aus der Hausnummer 38 nennt die
Kurve nur "die Todesecke". "Hier hat es schon so oft gekracht", sagt sie. "Meine
Tochter haben sie hier vor 18 Jahren umgefahren. Heute ist sie wieder wohlauf,
aber der Schreck sitzt." Der Glaser schüttelt ungläubig den Kopf, als ER das
zerlöcherte Fenster zu seinem Werkstattwagen trägt. "Das sind drei Millimeter
dicke Scheiben, ich hätte geschworen, dass DA nur Steine durchkommen."
Am Morgen danach ist der Unfallhergang noch nicht
ganz klar. Klar ist: Der Ford rast aus der Kurve, kracht in drei parkende Autos
und kommt schließlich im Zaun der Nummer 42 zum Stehen. Dabei löst ER
wahrscheinlich von einem Opel Calibra den Seitenspiegel, und zwar mit so viel
Wucht, dass ER die Scheiben durchschlägt. Er landet auf dem Kopfkissen. Dort, wo
J. Köpfchen normal liegt.
Ja Leute....so sah er
aus, der kleine Schwarze. Und wie man lesen konnte, landete der linke Spiegel in
einem (Gott sei Dank) leeren Kinderbettchen...