Problem nach Autokauf - Anzeige machen oder nicht?

Nutz · Geschrieben: 05.09.2013 - 11:47

Moin!

Wie immer suche ich keine direkte Rechtsberatung, sondern nur n Tipp, ob ich mir überhaupt ne Rechtsberatung suchen sollte oder ob es einfach keinen Sinn macht...

Also kurze Erläuterung der Sachlage:

Ich habe ein Auto gekauft mit angeblich 300PS. So stands im Inserat (Kopie liegt vor) und es wurde auch mehrfach vor nem Zeugen gesagt. Die Leistung ist bei dem Auto nur mit einem Turboupgrade möglich, den Umbau konnte derjenige aber nicht nachweisen, er wurde "schwarz" gemacht. Daher ist davon ausgegangen worden, dass er einen solchen Umbau hat, auch wenn er nicht belegbar war.

Nun kam heraus, dass er eben noch den Originallader verbaut hat und somit auch weit von den angegebenen 300PS entfernt ist...auch wenn der Wagen sehr gut geht.

Leider wurden die 300PS nicht im Kaufvertrag verzeichnet, so dass ich mich nun nur auf die mündlichen Aussagen sowie die schriftlichen Bestätigungen in dem Inserat und in einem Whatsapp-Dialog berufen kann.

Habe ich eine Möglichkeit, da irgendwas zu machen? Für mich grenzt das schon an arglistige Täuschung und es war immerhin eine (wenn auch nicht im Vertrag) zugesicherte Eigenschaft, auf dessen Grundlage der Wagen überhaupt erst gekauft wurde.

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nebu · Geschrieben: 05.09.2013 - 11:56

Wenn im Inserat die Leistungssteigerung steht, muss diese auch verbaut sein. Ist das nicht der Fall, dann kannst du meiner Meinung nach rechtliche Schritte einleiten. Ist ja genauso wie wenn im Inserat steht, Zahnriemen gemacht, aber der alte ist noch drauf oder Bremsen neu und diese sind nicht neu.

Die Frage ist halt eher lohnt sich der Aufwand. Die aktuellen PS kannst du ja nur mit einem Prüfstandslauf nachweisen und dieser müsste dann erheblich von den 300ps abweichen. Mit diesem Diagramm könnte man dann vielleicht etwas machen, aber die meisten Upgradelader in den Regionen kosten 600-800 € das wäre mir halt die Mühe nicht wert. Den Umbau müsstest du sowieso selbst machen, da er ja schwarz gemacht wurde, sprich du kriegst maximal die fehlenden Teile bezahlt und wenn es da nur um den Lader geht, ist das eher nicht lohnenswert.

Zumal der Verkäufer ja auch ein Recht auf Nachbesserung hat und Turboladerumbau ist zwar nicht weltbewegend schwer, aber man kann doch einige Fehler dabei machen und sowas würde ich lieber selbst umbauen.

black-cali · Geschrieben: 05.09.2013 - 12:07

Hallo Nutz,

meiner Meinung nach hast du da schon Chancen.

Da es im Inserat stand und dir auch per Whatsapp zugesichert wurde. Allerdings kommt es darauf an was genau in der Anzeige stand, wenn da steht sowas wie: "ich denke er müsste, eventuell ca. 300 PS haben" ist das wieder eine relative Sache und man müsste klären wie groß dann das "Fenster" ist.
Dann stellt sich noch die Frage wie das mit Angebot und Annahme ist. Ist die Anzeige rechtlich ein Angebot, gut für dich. Wenn es aber wie im Supermarkt ist und erst dein Kaufwunsch das Angebot ist, siehts wieder anderst aus....

Grundsätzlich lohnt hier nur die Forderung auf Minderung (hier sehe ich die Chance, die Gesamtkosten eines solchen Umbaus mindern zu können) bzw. Rücktritt vom Kaufvertrag (da eine zugesicherte Eigenschaft nicht vorhanden ist) wenn du die Kiste garnicht haben willst.

Ohne Beratung vom Fachmann wirst hier kaum eine vernünftige Antwort finden, da die Auffassung von Recht des normalen Sterblichen ja ofmals von der deutschen Rechtslage abweicht, zumindest meine...

Nutz · Geschrieben: 05.09.2013 - 12:09

Ja, Prüfstandsprotokoll ist klar, um die 300PS-Aussage überhaupt anzufechten...denke ma da wird irgendwas um die 250-260PS rauskommen. Quasi das Maximum, was mit dem Serienlader und reinem OBD-Tuning geht. Dass das keine Welten sind, ist klar...aber in Sachen Kostenaufwand eben doch schon nicht wenig.

EDIT: Es stand drin "Leistungssteigerung auf 303 PS"...und nein, ein Inserat ist keine direkte Angebotszusicherung, aber bei solchen Aussagen, die mehrfach getätigt wurden, verlässt man sich ja auch darauf...zum Kotzen, dass ich es nicht im Kaufvertrag vermerkt habe.

nebu · Geschrieben: 05.09.2013 - 12:18

Hm ist halt fraglich was genau verbaut ist, ich meine die meisten Upgradelader bedienen sich dem Seriengehäuse, sprich hast du mal die Eingangs und Auslasswelle gemessen damit du zu 100 % ausschließen kannst, dass es der falsche Lader ist? Muss ja nur was defekt sein und erreicht nicht den vollen Druck.

Was ist es denn für ein Fahrzeug? 6er GTI ?

Nutz · Geschrieben: 05.09.2013 - 12:28

5er GTI. Und nein, laut dem Verkäufer wurde der Lader plötzlich garnicht getauscht, sondern nur n "Chip auf ca. 300PS" gemacht...das klang vor dem Kauf allerdings noch GANZ anders, was ich auch per Kollegen bezeugen kann. Mal davon ab, dass er weder das Chiptuning beweisen kann noch dass 300PS mit dem Serienlader überhaupt möglich sind. Hätte ich vor dem Kauf gewusst, dass er "nur" n ollen Chip hat, hätt ich den Wagen ja nie gekauft bzw. nicht für das Geld.

nebu · Geschrieben: 05.09.2013 - 12:32

5er GTI hat mit Chip vielleicht 250ps außer es ist ein Edition 30 dann können es auch 300 sein.

Nutz · Geschrieben: 05.09.2013 - 12:38

Jo...ED30 oder Pirelli...aber das ist er nicht, dann hätte er von Haus aus n K04 verbaut und keinen K03. Und bei der Angabe "300PS" muss man bei dem quasi fest von nem K04-Lader ausgehen. Zumal der Umbau angeblich 2000€ gekostet hat. Jetzt sagt der Typ aber plötzlich, dass in dem Umbau natürlich auch das Fahrwerk, Sportluftfilter und Kotflügel ziehen mit drin war und wie ich denn auf n Turboumbau käme. Richtiger Wichser is das...

sucker · Geschrieben: 05.09.2013 - 13:05

Hallo,

Vertragsanpassung entsprechend BGB § 313 fordern oder aber ne Nummer härter entsprechend § 123 BGB wobei die Täuschung recht einfach die zu beweisen wäre, die Arglistigkeit weniger.

Auf jeden fall würd ich Ihn schriftlich auffordern per einschreiben mit Kopien der Dialoge aus denen das alles hervorgeht.

Frist setzten und wenn nicht oder nur Brei rum kommt ab zum Anwalt.

Grüße Thomas

Matze · Geschrieben: 05.09.2013 - 14:54

Ähnlich gelagerter Fall, hier aber schriftlich zugesichert:

Zitat:

Autokauf: Motor hat zu wenig PS - Rückabwicklung?
Im vorliegenden Fall stellte ein Autokäufer fest, dass der Motor des gekauften Fahrzeuges lediglich eine Leistung von 386 PS, anstatt der vereinbarten 420 PS aufwies. Das Gericht sah darin einen erheblichen Mangel, den der Käufer nicht hinnehmen müsse.

Der Sachverhalt

Ein Autokäufer bestellte bei der Beklagten einen Neuwagen mit der angebotenen und im Bestellschreiben sowie im Fahrzeugschein aufgeführten Leistung von 309 kw / 420 PS zum Preis von 66.488,- € brutto. Da die Höchstgeschwindigkeit immer nur schleppend erreicht wurde, war der Autokäufer mehrfach in der Werkstatt. Im Wartungsprotokoll des zweiten Werkstattbesuchs ist als Kundenbeanstandung die schleppende Höchstgeschwindigkeit festgehalten. Ein Mangel bezüglich der Motorleistung des Wagens ist in beiden Fällen nicht behoben worden. Reparaturen fanden nicht statt.

Daraufhin ließ der Autokäufer das Fahrzeug auf einem Leistungsprüfstand prüfen. Dort wurde ausweislich des Leistungsdiagnoseprotokolls eine Motorminderleistung von 48,5 kw / 65 PS festgestellt. Wieder suchte der Autokäufer die Werkstatt auf; ein Mangel des Motors wurde anlässlich dieses Werkstattaufenthalts abermals nicht behoben. Der Autokäufer vertritt die Ansicht, dass es sich bei einer solchen Motorminderleistung um einen erheblichen, zum Rücktritt berechtigenden Mangel handele. Vor Gericht begehrt er die Rückabwicklung des Kaufvertrages.

Die Entscheidung

Der Autokäufer hat gegen die Beklagte einen Anspruch auf Rückzahlung des gezahlten Kaufpreises.

Vertraglich vereinbart war eine Motorleistung des Fahrzeugs von 309 kw / 420 PS. Diese Motorleistung wird jedoch nicht erreicht. Nach dem überzeugenden Gutachten des Sachverständigen erreicht das Fahrzeug unter angemessenen und realistischen Umweltbedingungen und unter Berücksichtigung eines Korrekturfaktors von 1 % eine maximale Motorleistung von lediglich 274,6 kw / 373,3 PS. Selbst unter Berücksichtigung eines von Korrekturfaktors von 4,4 %, welcher verdeckte Leistungsverluste für an den Motor angebaute Nebenaggregate wie die Hydraulikpumpe und die elektrische Servolenkung abdecken soll, ergibt sich nach den Feststellungen des Sachverständigen eine Motormaximalleistung von nur 283,9 kw / 386 PS.

Besondere Bedeutung der Motorleistung

[...] Bei dem von der Klägerin erworbenen Fahrzeug handelt es sich um besonders hochwertiges, sportliches Fahrzeug, bei dem die Motorleistung aus Käufersicht von besonderer Bedeutung ist. Der Käufer erwartet bei einem solchen Wagen in besonderem Maße, schnell beschleunigen und fahren zu können. Von einem solchen Fahrzeug, das aus einem solchen Grund erworben wird, darf der Käufer daher erwarten, dass die tatsächliche Motorleistung nicht um 8,09 % hinter der vertraglich vereinbarten Leistung zurückbleibt. [...]

Rechtsgrundlagen:
§ 346 Abs. 1
BGB § 398
BGB § 437 Nr. 2 Alt. 1 BGB
§ 440 S. 2 BGB

Gericht:
Landgericht Wuppertal, Urteil vom 16.11.2010 - 16 O 134/08
Quelle: Rechtsindex.de

Hier ist eben das wichtig:

Bei dem von der Klägerin erworbenen Fahrzeug handelt es sich um besonders hochwertiges, sportliches Fahrzeug, bei dem die Motorleistung aus Käufersicht von besonderer Bedeutung ist. Der Käufer erwartet bei einem solchen Wagen in besonderem Maße, schnell beschleunigen und fahren zu können. Von einem solchen Fahrzeug, das aus einem solchen Grund erworben wird, darf der Käufer daher erwarten, dass die tatsächliche Motorleistung nicht um 8,09 % hinter der vertraglich vereinbarten Leistung zurückbleibt.

lunimuc · Geschrieben: 05.09.2013 - 15:25

Servus Flo!

Auch wenn ich dazu nicht viel beitragen kann, aber Frage hab ich trotzdem. Ist das der von Pymonte? Bin neugierig.

Danke und Gruss,

Nico

nebu · Geschrieben: 05.09.2013 - 15:36

Kann man aber nicht vergleichen. Der Fall ging ja durch die Presse, das war meine ich ein RS4 der seine Leistung einfach nicht erbrachte. Daraufhin gabs dann auch ne Rückrufaktion von Audi und ne neue Software auf die Dinger. Der Wagen erreichte also quasi nicht seine Serienleistung.

Hier dagegen gehts um einen getunten Motor und fast 20 % an Leistung die fehlt. Man müsste mal das Inserat sehen um hier etwas genaues zu sagen. Wenn die 300ps da drin stehen, hast du aber gute Chancen.

Nutz · Geschrieben: 05.09.2013 - 15:48

Jap.

Das Problem ist, es ist kein Neuwagen und es geht auch nicht um die originale Serienleistung. Der Typ hat einfach irgendwas erzählt und angepriesen, was nicht stimmt.

Wir wollen ja auch keine komplette Rückabwicklung, sondern am besten ne Teilrückerstattung. Ich werd mir ma n Beratungsgespräch an Land ziehen zwecks Klage...und wenn der Anwalt sagt, dass es sich nicht lohnt, dann haben wa Pech...

EDIT: Der Dulli hat ihn ja sogar noch online...so fiel mir die Beweissicherung sehr einfach.

http://suchen.mobile.de/auto-inserat/vw-golf-2-0-gti-bokel/181753481.html?lang=de&pageNumber=2&__lp=7&scopeId=C&sortOption.sortBy=price.consumerGrossEuro&makeModelVariant1.makeId=25200&makeModelVariant1.modelId=14&makeModelVariant1.searchInFreetext=false&makeModelVariant2.searchInFreetext=false&makeModelVariant3.searchInFreetext=false&minPowerAsArray=222&minPowerAsArray=KW&negativeFeatures=EXPORT

sucker · Geschrieben: 05.09.2013 - 15:50

Ja denke auch das dieses Urteil nicht mit Nutz seinem Fall gleich zu setzen ist.

Letzendlich sieht man das ja auch in den Rechtsgrundlagen die aufgeführt sind.

nebu · Geschrieben: 05.09.2013 - 15:59

Na siehst du da wird eindeutig von 303ps gesprochen also nachbessern oder bezahlen. Ich denke halt der Verkäufer darf nachbessern und da wird dein Problem in der Regel liegen.